Viele Menschen in gruen, etwas durchgeknallt: Das muss der St.Patrick's Day sein! Der heilige Patrick ist der Nationalheilige der Iren, da er der erste Missionar war. Der 17. Februar ist gesetzlicher Feiertag in Irland und einigen anderen Gebieten mit hoher irischer Einwohnerzahl und es gibt in vielen Staedten grosse Paraden und Feste, ich habe es nie ausprobiert, aber ich vermute, dass ueberall auch in Deutschland die Irish Pubs an dem Tag ueberquillen.
Wir haben uns jedenfalls den Tag freigenommen und sind von Anna netterweise zu der Mall gefahren worden, von der Shuttlebusse abgingen. Anders als in Deutschland sind die oeffentlichen Nahverkehrsmittel allerdings nicht so gut ausgebaut,
und daher gibt es auch nur recht wenig grosse Busse. Dafuer gibt es aber viele Touristen in Savannah, die in offenen Bussen durch die Gegend kutschiert werden wollen. In jeden von diesen Bussen passen nur etwa 35 Leute. Zur Parade, der nach New York zweitgroessten in den USA, werden eine halbe Million Menschen erwartet. Angenommen, dass auch nur die Haelfte davon mit dem Shuttle faehrt, fuehrt dazu, dass die paar Busse, die vorhanden sind, ziemlich oft fahren muessen.
Als wir in der Mall ankamen und endlich auch das Parkhaus gefunden hatten, von dem die Busse abfuhren, gab es eine Schlange quer durch das gesamete Parkhaus, ein Verkaeufer von St.Patrick's Day-Zubehoer machte wahrscheinlich das Geschaeft seines Lebens und wir mussten ueber eine
Stunde anstehen, bis wir endlich im Bus sassen und vom Fahrtwind zerzaust wurden. Immerhin waren die Fahrer gut drauf, haben herumgescherzt und teilweise sogar noch ein bisschen was von ihrem ueblichen Programm abgespult, so weiss ich jetzt zum Beispiel, dass es eine Allee (Victory Drive) gibt, in der fuer jeden gefallenen Soldaten eine Palme gepflanzt wurde und dass manche Eichen schon mehrere hundert Jahre als sind und es sogar ein Bild von einem der alten, beruehmten Praesidenten (Washington) vor einem dieser alten Baeume gibt.
Als wir dann in der Innenstadt ausstiegen, haben wir auch schnell eine Kreuzung gefunden, von der wir einen guten Blick hatten und wo die Parade gerade erst vorbeizog. Besonders am Anfang war es schon sehr interessant. Viele Highschools, die mit Cheerleadern und BigBand vorbeizogen, viele lokale Politiker, die sich die
Publicity natuerlich
nicht entgehen lassen konnten und in offenen Autos durch die Gegend gefahren wurden, fleissig winkend, eine Clownschule, Dudelsackpfeifer, lokale irische Tanzgruppen, viele Sponsoren mit schrillen Fahrzeugen und natuerlich der Hoehepunkt, deutlich erkennbar am aufbrandenden Laermpegel: Army, Navy, Feuerwehrleute, Vietnam- und andere Veteranen und so weiter, der ganze Nationalstolz
kam zum
Vorschein. Die Soldaten hatten eigentlich alle einen Lippenstiftabdruck im Gesicht, zu vielen rannten Frauen und Kinder und kuessten sie und haengten ihnen gruene Ketten um den Hals. Es war schon beeindruckend.
Allerdings wiederholte es sich auch nach einiger Zeit, so dass wir nach etwa anderthalb Stunden in Richtung River Street, der Partymeile gegangen sind. Dort war dann die naechste Schlange. Der eigentliche Plan war, dass es einen linken Eingang gab, durch den die Leute mussten,
die Alkohol konsumieren wollten, wozu man 21 sein muss und $5 Eintritt zahlen musste und auf der rechte Seite konnten alle "Nicht-Trinker" vorbei, natuerlich wurden bei allen Leuten die Taschen kontrolliert. Anfangs ging das auch noch ganz gut, die Menschen standen in einer Schlange mit einem Knick, sehr gesittet, eine Frau ging durch die Reihen und kontrollierte schon mal Ausweise und verteilte gruene Stempel, damit es spaeter schneller ginge.
Auf einmal, als die Parade dann zuende war, kam die ganze Horde, stellte sich irgendwo an, links, rechts, seitlich von beiden Schlangen, bis es irgendwann nur noch eine einzige Traube war. Und als dann noch jemand erklaerte, wie der
Ablauf mit den beiden Schlangen war, hatten natuerlich diejenigen, die sich schon falsch angestellt hatten, keine Lust mehr, sich wieder ans Ende der Schlange zu begeben, wo es vermutlich ewig gedauert haette, und draengelten alle vorne rein.
Nach etwas ueber einer Stunde hatten wir dann endlich unser Baendchen und obendrein einen Sonnenbrand im Nacken, da wir die Temperaturen (um die 30 Grad) und die Sonne so nicht erwartet und uns nicht eingecremt hatten.
Unten angekommen, machten wir uns auf die Suche nach Toiletten (eine einzige, stinkende Hitze zum Eingehen), die gleich in ganzen "Doerfern" angesiedelt wurden, Essbarem (Spare Ribs vom Schwein, merkwuerdige Angelegenheit, da es eher wie Kassler schmeckt) und vor allem nach gruenem Bier. Klingt komisch, gibt es aber wirklich, auch wenn wir es nur in den Haenden anderer Leute sahen. Letztendlich ist es einfach normales Bier, in das Lebensmittelfarbe gekippt wird.
Irgendwann wollten wir dann weitergehen, die River Street entlang, mussten dann aber einer Horde Dudelsackpfeifern ausweichen, die ausgerechnet an der
Stelle dann stehenblieben und um die sich sofort eine Menschentraube bildete. Ich gebe zu, dass Dudelsack eigentlich nicht sooo mein Fall ist, aber irgendwie war das dort etwas anderes. Ich habe noch nie erlebt, dass Dudelsackmusik die Leute so mitreissen kann, dass sie sich sogar in den Kreis der Musiker stellen und tanzen. Nach jedem Lied wurde eine Zugabe verlangt, die auch bereitwillig gegeben wurde, bis sie dann trotzdem irgendwann weiterzogen.
Leider mussten wir uns dann auch schon auf den Rueckweg machen, da der letzte Shuttle schon um 5 Uhr abfuhr. Ich glaube, wir haben in den letzten drei Wochen noch nie so geflucht, dass wir noch kein eigenes Auto zur Verfuegung haben. Abends ist Party und wir sitzen nach einer anschliessenden Shopping-Tour zuhause... :-(